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 Was mir auf den Nägeln brennt...

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Creeper
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BeitragThema: Was mir auf den Nägeln brennt...   Was mir auf den Nägeln brennt... EmptyFr Nov 13, 2009 10:39 pm

Okay, zugegeben, das ist eine ganze Menge, was aber in diesem unserem schönen Forum größtenteils nicht arg soviel verloren hat. Statt dessen soll es zum wiederholten Mal um das Thema „Filme“ gehen (Ja, ich leide derzeit unter einem kleineren Flash, aber ich denke auch, das dieses Thema nun mal sehr viel zu bieten hat, über das man diskutieren kann. Insofern sich Diskussionswillige finden).
Zum diesmaligen Zeitvertreib habe ich mir den „Kultfilm“ auserkoren, ein Thema, das mir, wie der Titel des Threads schon aussagt, seit etlichen Jahren auf den Nägeln brennt und nach dem einen oder anderen Herumgegondel in der allmächtigen Welt des Internets in vielen Fällten für unverständliches Kopfschütteln oder tatsächlich manchmal sogar schon für Ärger gesorgt hat, denn was inzwischen in schier inflationärem Ausmaß als „Kult“ deklariert wird (Allerdings ist das mittlerweile nicht nur bei Filmen der Fall, sondern auch bei Büchern), ist teilweise einfach nur unglaublich.

Um näher auf dieses Thema einzugehen, möchte ich mich gerne der Einfachheit halber the almighty Wikipedias bedienen, selbstverständlich in dem Wissen, daß alles, aber auch wirklich alles, was hier steht, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit ist (Wie sagte in einem Shoot Interview mal jemand so schön zu einer ganzen Latte von Gerüchten? „Wo hast du das her?“, „Aus dem Internet.“, „Ah, dann muß es wahr sein, gar kein Zweifel.“). Wer die Ironie gefunden hat, darf sie sich gerne einrahmen.

Befassen wir uns also erst einmal um die Definition von Kultfilmen:
Wikipedia schrieb:
Kultfilme sind Filme, um die eine treue Anhängerschaft einen Fan-Kult betreibt, oft noch Jahre oder Jahrzehnte nach der Premiere in den Kinos. Dies äußert sich etwa durch das regelmäßige Anschauen (z. B. „Dinner for one“ zu Silvester), durch Riten bei der Vorführung („Rocky Horror Picture Show“ gerne mit Live-Performance vor der Leinwand, „The Blues Brothers“ oder „Die Feuerzangenbowle“), durch das Zitieren von Textpassagen („Der Pate“ oder bei Monty Python z. B. „Leben des Brian“) bis hin zur Übernahme von ganzen Philosophien, Kunstsprachen oder Uniformen („Star Trek“ und „Star Wars“).
So weit, so gut, so verständlich und nachvollziehbar. Auch denke ich, daß man eine ebenso akzeptable wie respektable Aufzählung von Filmen gemacht haben, die mit dem Prädikat „Kult“ ausgezeichnet und durchaus repräsentativ für die jeweilige Unterkategorie sind.


Wikipedia schrieb:
Entscheidend für einen Kultfilm ist ausschließlich die Reaktion des Publikums, die über eine „normale“ Identifikation hinausgehen muss und deshalb von Generation zu Generation wechselt und in den einzelnen Ländern unterscheidet, weshalb die Erstellung einer Liste von Kultfilmen wegen des individuellen Verhältnisses des Einzelnen zum Film kaum möglich ist. Dass ein großer Teil der Zuschauer den Film ablehnt, steht dem nicht entgegen, sondern führt häufig gerade erst zu der besonderen Beziehung des Liebhabers zum Werk. Eingefleischte Fans der Filme „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Uhrwerk Orange“ sehen diese als wegweisend und bahnbrechend (bei Odyssee im Weltraum z. B. hinsichtlich der Tricktechnik und der Kombination Raumfahrt mit Walzerklängen), andere finden diese Filme einfach langweilig oder abstoßend.
Auch dem stimme ich vorbehaltlos zu, wenigstens zum größten Teil. Betrachtet man sich einmal die Reihe von im allgemeinen akzeptierten Kultfilmen, so kommt man nicht umhin zuzugeben, daß nur sehr wenige auf einhellige Begeisterung bei Kritikern gestoßen sind, vielfach sogar in Grund und Boden verdammt wurden, weil sie nicht in allgemeingültige Schemata hineinpaßten bzw. hineinpassen wollten („Uhrwerk Orange“ sorgte damals sogar für den einen oder anderen Eklat und wurde in seinem Herstellungsland England erst vor einigen Jahren zum ersten Mal zugelassen). Aber das ist für einen Kultfilm auch vollkommen irrelevant, denn wie Wiki schon ganz richtig sagt, ist lediglich die Reaktion des Publikums wichtig. Filme, die nicht dem Mainstream-Geschmack entsprechen, wollen einen Nerv treffen, aber den werden sie unmöglich bei einem großen Publikum treffen (Nur in seltenen Fällen gelingt es ihnen, einen weltweiten Siegeszug anzutreten, obwohl sie dafür so gar nicht prädestiniert erscheinen). Das wollen sie auch gar nicht, denn dafür wurden sie nie gedreht. Sie sind die Umsetzung von ganz eigenen Vorstellungen von Regisseuren und/oder Drehbuchautoren und damit per se in den meisten Fällen schon vollkommen unangepaßt. Filme dieses Kalibers werden nie einen großen Zuspruch in der breiten Masse haben, deshalb unterwerfen sie sich auch nicht deren Dogmen.
Daß die Betrachtung eines solchen Filmes in erster Linie rein subjektiv ist, dürfte offensichtlich sein, auch wenn ihnen natürlich gewisse Merkmale allesamt zu eigen sind. Sie sind anders, sei es durch eine besondere Optik, durch eine originelle Handlung, eine innovative Machart, dem Übertreten von Konventionen, Kontroversität durch bislang so ungekannte Darstellung von Gewalt etc. Was jetzt nicht bedeuten soll, daß ich Folterfilmchen das Etikett des Kultfilmes anheften möchte, weil sie ja angeblich kontrovers sind – das sind sie eben nicht, denn ihre Darstellungsform von Gewalt ist in ihrem massiven selbstzweckhaften Auftreten, an dem sich der eigentliche Schockeffekt aufgrund seiner ständigen Wiederholungen recht schnell abnutzt, gänzlich diskussionsunwürdig. Im besten Falle hat so ein später zu Kultehren gelangter Film, der über wenigstens eines der oben aufgelisteten Attribute, sogar ein ganzes Genre neu aus dem Boden gestampft und dient allen - meistens selbstverständlich erheblich schlechteren und bei weitem uninspirierteren - Nachfolgern/Epigonen/Kopien als die ultimative Blaupause. Beispiele hierfür seien einfach mal „Psycho“ (Wie der Titel logischerweise schon sagt, die eigentliche Initialzündung des Genres des Psychothrillers, der jedoch bis in die heutige Zeit unter unverständlichen Schnitten zu leiden hat), „Der Weiße Hai“ (Ja, auch wenn es den Tierhorror schon vorher gegeben hat, so ist unbestreitbar, daß „Der Weiße Hai“ der handwerklich und inhaltlich beste seiner Art ist und so ganz nebenher der erste so betitelte Blockbuster überhaupt war), „Star Wars“ (Man mag es nicht glauben, aber bevor George Lucas zum selbstzufriedenen Guru der Vermarktung wurde, hat er tatsächlich einige Innovationen auf die Welt losgelassen, die in die Filmgeschichte eingegangen sind – zwar erfand er die Sci-Fi nicht wirklich, dafür sorgte er dafür, daß die Space Opera Einzug ins Kino hielt. Auch wenn man am liebsten die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würde, wenn man sieht, welche Folgen sich daraus entwickelten), „Halloween“ (Auch nicht gänzlich der erste, trotz alledem aber die Blaupause alle noch folgenden Slasherstreifen, an dessen Erfolg nie wieder einer der ungezählten Nachfolger anschließen konnte, und auch erst „Scream“ 20 Jahre später dank erheblicher Ironisierung und des Bedienens von Zitaten wieder für ein Revival sorgen konnte), „Easy Rider“ (Es gibt andere und bessere Road Movie-/Motorradfilme, die die Stimmung besser einfangen, doch keiner hat auch nur ansatzweise den Bekanntheitsgrad dieses Streifens erreicht) und die „Mad Max“-Trilogie (Die das postapokalyptische Endzeitszenario im Film regelrecht aus dem Boden stampfte – zugegebenermaßen erst so wirklich ab dem zweiten Film, dafür ist der erste wohl der nihilistischste – und es auch nach Beendigung der Trilogie gleich wieder abschlossen; von der Legion an billigen Nachzüglern – abgesehen von vielleicht ein, zwei erfreulich positiven Ausnahmen - hatte keiner die Klasse der Originale. Auch wenn ich den dritten Teil ganz offiziell nicht akzeptiere).

Wikipedia schrieb:
Allein der wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg eines Filmes stellt keinerlei Maßstab für den Kultstatus dar. Häufig wurde der Begriff Kultfilm gerade zur Abgrenzung des Filmgeschmacks des Massenpublikums verwendet. Nicht selten handelt es sich bei Kultfilmen um Filme, die ursprünglich keine kommerziellen Erfolge waren, und erst später dank des Kultes wiederentdeckt wurden, so etwa bei Rocky Horror Picture Show, Citizen Kane, A Night at the Roxbury oder Blade Runner, die zwar allesamt im Kino floppten, aber im Videoverleih oder DVD-Vertrieb Kultstatus erlangten.
Wie schon bereits weiter oben erwähnt, dürfte sich hier eine gewisse Logik abzeichnen: Die meisten Kultfilme (Obwohl natürlich erst später zu solchen geworden) verfügen erst gar nicht über die Voraussetzungen, um überhaupt ein Massenpublikum anzusprechen und damit einen großen finanziellen Erfolg zu versprechen. Oftmals müssen sie sich auch damit abfinden, in fürchterlich zensierten Fassungen überhaupt erst ins Kino gebracht zu werden, was die Zielgruppe um so weiter verringert. So erstaunt es bis zum heutigen Tag immer wieder, in welcher ursprünglichen Fassung ein Film auf DVD gepreßt werden kann (Meistens heuchlerisch als sogenannter „Director’s Cut“ vermarktet) und in welcher verstümmelten Version er die Ehre hatte, im Kino laufen zu dürfen. Allerdings kann es auch anders gehen: Von der ursprünglichen Fassung von „Psycho“ wird es vermutlich nie wieder etwas zu sehen geben, da man die DVD beschnippelt hat und seit einiger Zeit auch das Free-TV ausschließlich nur noch diese Fassung zeigt (Wer also eine alte TV-Aufnahme dieses Films besitzt, darf sich glücklich schätzen – weiß der Teufel, wo ich meine irgendwann mal verbummelt habe).


Wikipedia schrieb:
Independentfilmen wird deshalb im allgemeinen eher ein „Kultfilm-Potential“ zugesprochen als Hollywood-Filmen. Pulp Fiction ist ein Beispiel für einen äußerst erfolgreichen Kultfilm, der durch seinen erheblichen Einfluss auf nachfolgende Gangster-Filme Einfluss in das Mainstream-Kino fand. Weitere Werke von Quentin Tarantino genießen einen vergleichbaren Ruf.

Auffällig ist, daß die Menge tatsächlicher Kultfilme in den letzten beiden Jahrzehnten (Also 90er- und auch schon 00er) merklich abgenommen hat. Natürlich muß sich ein solcher Film erst entwickeln und manche werden erst nach Jahrzehnten als ein solcher entdeckt, doch man kommt kaum umhin zu erkennen, daß der Kultstatus vieler Filme aus den 60ern, 70ern (Hier besonders) und 80ern schon relativ früh feststand und es lediglich einige Jahre dauerte, bis er auch in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und akzeptiert wurde. Jedenfalls müßte ich persönlich erst einmal eine längere Zeit nachdenken, welcher Film aus den letzten zwei Jahrzehnten außergewöhnlich memorabel genug wäre, daß er das Prädikat „Kultfilm“ verdient hätte (Selbstverständlich gibt es sie – aber ich müßte trotzdem erst mal überlegen), während mir zu den Jahrzehnten davor auf Anhieb gleich mehrere Streifen einfallen würden.
Wobei man auch zugeben muß, daß es angesichts der Masse heutiger Filmveröffentlichungen immer schwieriger wird, aus eben jener Masse durch irgendeine besondere Eigenschaft hervorzustechen (Und nein, nur weil ein Film durch besonders grenzwertigen „Humor“ hervorsticht, heißt das noch lange nicht, daß er Kultfilmanwärter ist).


Wikipedia schrieb:
Mitunter handelt es sich um relativ billige Produktionen (B-Movie), die mit ihrer trashigen Ästhetik und unfreiwilligen Komik ein postmodernes Publikum anziehen, das in diesen Filmen auf den ersten Blick ungeahnte Qualitäten entdeckt. Da diese Trash-Ästhetik auch bewusst eingesetzt wurde, sprechen manche Filmwissenschaftler von einem eigenen Kultfilm-Genre. Letzten Endes entlehnen aber viele Kultfilme ihre dramatische Struktur aus anderen Genres, und einige können auch zurecht unangefochten einen Status als Kunstwerk beanspruchen. Den Filmen von Russ Meyer wird oft der Status Kult zugesprochen, in ihrem Genre gelten sie als Vorreiter.
Hier sehe ich einen besonders interessanten Punkt und behaupte sogar, daß die meisten Kultfilme mit einem höchst überschaubaren Budget auskommen mußten. Unbestreitbar ist, daß, wie oben schon erwähnt, besonders billige Filme oftmals einen weltweit akzeptierten Kultstatus erreichen. Was mich betrifft, sehe ich da weniger die „trashige Ästhetik“ und „unfreiwillige Komik“ als Hauptursache (Was wohl auch daran liegen mag, daß ich weniger die Zielgruppe jener Trashfilme bin – ja, Russ Meyer-Streifen sind der totale Trash, aber warum die Filmchen Kult geworden sind, entzieht sich trotzdem meinem Verständnis), sondern eher in der Tatsache, daß das Nichtvorhandensein eines auch nur halbwegs üppigen Budgets teilweise einen Rückschritt in die Pionierzeit des Filmemachens darstellt: Gefragt sind Improvisationstalent, Ideen und Kreativität. Haben wir es mit Filmemachern zu tun, die eben genau mit diesen Dingen richtig umgehen können, liegt ein wahrer Rohdiamant in ihren Händen – und wir haben die Aussicht auf einen künftigen Kultfilm. Und manchmal ist ein solcher Film, der kein Geld für protzige Effekte hat (Bedenke: Selbst George Lucas hat einmal mit Kartoffeln und Joghurtbechern angefangen, weil er einfach von seinem Projekt überzeugt war – in Zeiten von überladenen Effektespektakeln wie seiner neuen „Star Wars“-Trilogie vollkommen unvorstellbar), hin und wieder ein Grund dafür, sich mehr auf die Schauspielarbeit zu konzentrieren. Gut, in den seltensten Fällen sind billige Schauspieler auch gleich gute Schauspieler, aber man darf nicht ignorieren, daß es den wirklich guten Darstellern in erster Linie um ihren Job, nicht aber um die Bezahlung geht (So sieht man in den Nebenrollen als finstere Bösmänner oftmals klassisch ausgebildete Darsteller, die die Weihen höchster Theaterbühnen hinter sich haben – und merklich oft ursprünglich aus Großbritannien kommen).
Betrachtet man sich einmal jene kostengünstig gedrehten Kultfilme früherer Jahre, die nicht ausschließlich heruntergekurbelt wurden, um einen schnellen Reibach mit dem Film zu machen, so muß man den meisten eines attestieren: Sie wurden mit einem großen Enthusiasmus gedreht, mit jener Leidenschaft aller Beteiligten, die es einem Film erst erlaubt, über anderen zu stehen, die ihn zu etwas Besonderem macht, denn auch ein Zuschauer kann es einem Film ansehen, ob er jetzt ein Millionenbudget hatte, mit dem herumgematscht werden konnte, oder ob er vor Herausforderungen stand, die mit Witz, Einfallsreichtum und Kreativität oftmals mit zusammengebissenen Zähnen und dem unerschütterlichen Glauben an das kommende Endprodukt gelöst werden mußten – und das ist ohne Leidenschaft und Idealismus schlichtweg nicht möglich (Im Prinzip ist ein sehr schöner Vergleich hier bei der alten und neuen „Star Wars“-Trilogie angebracht – eine Erläuterung dürfte hier an dieser Stelle überflüssig sein). Ein Darsteller eines Kultfilmes beschrieb es einmal sehr treffend: „Die Löhne waren niedrig, das Engagement groß, vielversprechend in jeder Hinsicht.“
Die meisten Kultfilme entstehen aus Leidenschaft und Idealismus von allen Beteiligten, auch wenn diese während der Entstehungszeit des Filmes vor und hinter den Kulissen nur zu oft sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch gegangen sind – und dieses Herzblut sieht man auch als Zuschauer einem solchen Film an.


Wikipedia schrieb:
Heute wird der Begriff Kultfilm in inflationärem Umfang benutzt, der die oben genannte, bisher gültige, Definition völlig aufweicht. Immer häufiger wird er von den Filmstudios/Verleihern als Marketingelement benutzt, und Filme werden schon bei der ersten Aufführung mit großem Werbeaufwand als „Kultfilm“ bezeichnet, um möglichst viele Zuschauer ins Kino zu locken. Auch bei den privaten Fernsehsendern werden alte und bekannte Filme gerne immer wieder marktschreierisch als „DER Kultfilm“ angekündigt, um die Einschaltquoten zu steigern. Hier wird stets vergessen, dass alleine der Zuschauer über den Status „Kultfilm“ entscheidet und nicht das Diktat des Verleihs oder des Fernsehsenders.
Hinzu kommt, dass manche Filme im Laufe der Erstverwertung einen Hype entfachen, bei dem sich später herausstellt, dass diese übermäßige Identifikation anschließend wieder abflacht oder verfrüht war. Diese Filme sind nicht als Kult anzusehen, eher als Kassenknüller. Ob es einem dieser Filme gelingt, einmal als „Kultfilm“ bezeichnet zu werden, können nur spätere Generationen von Filmzuschauern entscheiden, nicht aber die aktuellen Produzenten oder Verleiher.
Und genau hier sind wir endlich an dem Punkt angelangt, der mich wahlweise immer wieder verständnislos den Kopf schütteln läßt oder mitunter sogar Grund zum Ärgernis bietet. Wie ich schon weiter oben angedeutet habe, ist es höchst erstaunlich, was heutzutage alles als „Kult“ deklariert wird. Hierbei kann man sogar noch darin unterscheiden, ob ein Streifen fälschlicherweise zum Kult erhoben wird, weil er, wie Wikipedia richtig festhält, zum Kassenknüller geworden ist, oder ob er dermaßen erfolglos war, daß eine Reihe von vermeintlichen Filmkennern ganz unbescheiden die Behauptung aufstellt, der Rest der Welt sei schlicht und ergreifend mit vollkommener Blindheit gepaart mit profaner Denkschwierigkeit bis hin zur totalen Idiotie geschlagen, daß sie die laut ihrer Aussage unbestreitbare Brillanz der von ihnen auserkorenen Kultwerke nicht erkennen (wollen?). Ich nehme mir Freiheit und Frechheit heraus, solchen Leuten gleichermaßen unbescheiden zu unterstellen, daß sie von Kultfilmen ebenso wenig Ahnung haben wie von der mundgeklöppelten Herstellung belgischer Pralinés. Ein Film ist nicht gleich Kult, weil man Andersmeinenden die Frage „Kann es sein, daß du den Film nicht verstanden hast?“ vor den Latz knallt, bloß weil sie beispielsweise die Fragwürdigkeit von Folterpornos aufwerfen und nicht so recht die von Fans dieses Genres umjubelte angebliche Kontroversität sehen können (Die in den meisten Fällen tatsächlich nicht vorhanden ist – schon Nietzsche wußte: „Leiden-sehn tut wohl, Leiden-machen noch wohler“, und ließ sich wohl „Saw“ noch nicht gänzlich darauf reduzieren, so machen die aktuellen Genrevertreter doch keinerlei Hehl daraus, daß es ihnen darum und nur darum noch geht) und die Existenzberechtigung solcher Filme per se argumentativ nachvollziehbar in Frage stellen. Da nützt es auch nicht, wenn man den nächsten, der gleichermaßen argumentativ sein Mißfallen gegenüber einem solchen Film zum Ausdruck bringt, ebenfalls mit einem „Du hast den Film nicht verstanden“ abkanzelt.
Im Prinzip ist das auch der Grund, warum ich mich hier ein wenig mit diesem Thema habe befassen wollen, denn ich bin beim Surfen im Netz auf ein Forum gestoßen, in dem Kultfilme Erwähnung fanden. Viele der dort erwähnten Filme waren völlig zu Recht dort aufgeführt, bei anderen hingegen, stellte sich mir ein großformatiges „Warum?“ – denn letztlich lief es darauf hinaus, daß ein Schreiberling diesen Film toll fand. Und in diesem Fall ein „Toll“ automatisch „Kult“ bedeutete (Nebenbei bemerkt fand ich es ebenso amüsant wie erstaunlich, daß zwar sehr viel mit einem singulär dahingeworfenen „Kult“ abgefrühstückt, in so gut wie keinem Fall aber auch nur irgendeine Erklärung dazu erfolgt war. Und das ist eigentlich das Schöne daran: An einem echten Kultfilm kann man für gewöhnlich ziemlich genau festmachen, was daran eigentlich so kultig ist, denn er berührt auf diese ganz spezielle Art etwas in seiner Fangemeinde).
Aber soll das etwa heißen, daß jeder Film, der mir ganz persönlich besonders zusagt, auf einmal ein Kultfilm ist? Ich mag „Event Horizon“ – ist der Streifen deswegen jetzt gleich unanfechtbarer Kult? Ich mag „Der 13. Krieger“ – erhebt mein Wohlgefallen diesen Film jetzt automatisch in den Kultolymp? Ich mag „Deep Blue Sea“ – ist das allein schon ein Grund, diesen Film in die gleiche Reihe wie Werke der Marke „Terminator“, „Alien“, „Der Exorzist“ oder unzählige andere zu stellen? Ein Kultfilm entsteht eben nicht dadurch, daß nur ich der Meinung bin, dieser eine, für mich ganz besondere Film hat diesen Ruf verdient. Nicht selten vermittelt ein Kultfilm ein Stück Zeitgeist, ein Lebensgefühl, mitunter sogar eine Lebenseinstellung. Ihm wohnt etwas inne, das die Jahrzehnte schadlos übersteht, das ihn zeitlos macht, das seine Aussage, seine Intention, sein Gefühl nicht einmal in hundert Jahren wäßrig erscheinen läßt. Und das errecht nun einmal kein Film, der mir gerade eben mal jahreszeitlich bedingt gefällt. Es ist vollkommen legitim, Gefallen an einem Werk zu finden, das andere am liebsten am Grund einer Mülltonne sehen würden, aber man sollte nicht versuchen, dieses subjektive Gefallen zu einer allgemeingültigen Argumentation zu machen und allen anderen, die diese nicht nachvollziehen können (Weil sie in den meisten Fällen jeglicher Grundlage entbehrt) im übertragenen Sinne ein „Du verstehst das eh nicht, das ist über deinem geistigen Niveau“ ans Knie zu nageln.
Ich möchte an dieser Stelle nicht falsch verstanden werden: Auch in früherer Zeit wurden viele Filme, die heute „Kult“ sind (Und das sogar mit jedem Fitzel von Berechtigung), schlicht und ergreifend in der Luft zerrissen, sei es ob der vermeintlich fragwürdigen Gewaltdarstellung (Die schon damals nicht wirklich ein höheres Gewaltlevel darstellte, als man auf jeder Bierzeltveranstaltung zu sehen bekam), sei es ob der gleichermaßen fragwürdigen und immer wieder gerne irgendwo entdeckten oder nur hineininterpretierten Darstellung von Selbstjustiz (Über die man tatsächlich diskutieren könnte – in den meisten Fällen allerdings gar nicht erst eine solche Diskussion wert waren und einfach nur in den Kritiken ins Unermeßliche übertrieben wurden), sei es ob der bis zum heutigen Tage heiklen Darstellung von Sexualität (Ist ein bestenfalls angedeuteter Zungenkuß unter Männern, der in keiner Sekunde ernstzunehmen ist, da in dem gleichen Film klar gemacht wird, daß einer der Kerle ganz konventionell mit einer Dame liiert ist, ernstlich ein Grund, einen Film erst ab 18 freizugeben? Aber ach, ich vergaß, es gibt ja eh für einige Augenblicke noch nackte Menschen zu sehen – wahrscheinlich macht’s die Masse solcher Entsetzlichkeiten). Auch damals haben schon viele solche Filme „nicht verstanden“. Aber es gab ja auch niemals etwas zu verstehen. Fakt ist, daß die hysterischen Reaktionen auf Dinge, wie die oben aufgeführten Beispiele, in grob geschätzten 99,9 % aller Fälle heillos überzogen waren und geradezu den Untergang der westlichen Zivilisation herbeischrien (Als ob es selbst damals nicht schon andere Sorgen gab...). Allerdings sollten wir uns auch einig darüber sein, daß unsere heutige Sicht auf derartige Dinge etwas reifer, etwas differenzierter ist – oder es zumindest sein sollte. Ein „Ich verstehe nicht, warum du den Film nicht magst“ kann nicht automatisch mit einem pauschalen „Du verstehst den Film nicht“ gleichgesetzt werden und bedeutet ganz sicher nicht gleich den Kultstatus für einen Streifen, nur weil der Rest der Welt aus berechtigten Gründen nichts damit anzufangen weiß. Ein Kultfilm entsteht nicht aus jugendlich-pubertärem Protest einer kleinen Minderheit gegenüber jenen, die ihn halt angeblich „nicht verstehen“.
Es sind die Zuschauer, die einen Kultfilm zu einem solchen machen, doch dazu muß er erst einmal über das Potential verfügen. Und es ist niemals nur ein einziger, der einen Kultfilm „bestimmt“. Irgendwann wird auch die breite Masse diesen Status akzeptieren. Sie wird ihn nicht verstehen, sie wird auch weiterhin diesen Film nicht gutfinden, weil ihr Geschmack nicht angesprochen wird, aber sie kann sich nicht davor verschließen zu akzeptieren, daß dieser Film alle Voraussetzungen hat, die seinem Kult Berechtigung verleihen.

Soviel das Wort des Tages. Schön wäre es, wenn der eine oder andere (Wahrscheinlich eh nur der eine), der sich bis hierher vorgequält hat, vielleicht ein paar Beispiel für einen Kultfilm hat und auch eine Begründung dafür liefert, statt nur ein leger dahergeworfenes „Geil, is’ Kult!“ in seinen Beitrag pinnt. ;)
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