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Thema: "Deus lo vult!" Fr März 12, 2010 10:48 pm
übersetzt aus dem Altfranzösischen heißt dies "Gott will Es!"
Hierbei handelt es sich um nichts anderes als das Motto der Kreuzfahrer, einer Reihe von Feldzügen zur Eroberung des "Heiligen Landes" von den "Ungläubigen" (sprich den Moslems) im Mittelalter, wobei die spanische Reconquista, die Eroberung des Baltikums durch den Deutschen Ritterorden sowie diverse innereuropäische Feldzüge gegen Häretiker und "Ketzer" (z.B. die Albigenser) geschichtlich eigentlich auch dazu gezählt werden müssen.
Allerdings möchte ich mich hier auf die "eigentlichen" Kreuzzüge beschränken, deren Ziel die "Befreiung" der heiligen Stätten der Christenheit zum Ziel hatte und einen Zeitraum zwischen 1096 bis 1291 (Fall von Akkon) umfaßt. Obwohl rein militärisch im End Effekt betrachtet ein Fehlschlag, lösten die Kreuzzüge in Europa einen kulturellen und wissenschaftlichen Schub aus, der nicht nur das rückständige Europa auf die gleiche Stufe mit den islamischen Reichen brachte, sondern auch den Grundstock für die Renaissance und die damit verbundene Geburt der modernen Wissenschaften bildete.
Beginnen möchte ich mit der "Initialzündung", sprich dem Anfang des Kreuzzugsgedankens (bzw. seiner eigentlichen politischen Hintergründe).
Politische Situation im Nahen Osten
Palästina war seit der Teilung des Römischen Reiches im Jahre 395 n. Chr. Teil des Byzantinischen Reiches, bis es im Zuge der islamischen Expansion im Jahre 637 n. Chr. von den Arabern erobert wurde. In den folgenden Jahrhunderten geriet der Nachfolger des Imperium Romanum immer weiter in Bedrängnis durch die arabischen Reiche und die vordringenden türkischen Seldschuken. Doch erst die katastrophale Niederlage 1071 in der Schlacht von Mazikert (wo das überlegene byzantinische Heer trotz schwerster Verluste von den Seldschuken vernichtend geschlagen wurde) mit dem anschließenden Verlust von Anatolien und Antiochia brachte Byzanz dazu, im Westen um Hilfe zu bitten, da nun Konstaninopel, die größte (und reichste!) christliche Stadt der damaligen Welt gefährlich nah an den Wirkungskreis der Feinde rückte und das Reich nicht mehr über die militärischen Mittel verfügte, die verlorenen Territorien zurück zu erlangen. Zu diesem Zweck schickte der Kaiser von Byzanz mehrere Gesandtschaften nach Europa, die in übertriebener Art und Weise die "Entweihung der Heiligen Stätten" und die Lage der Christen im Heiligen Land überdramatisierten. Tatsächlich konnten die Christen dort ihre Religion nach wie vor frei ausüben (der Islam ist von seiner Grundlehre her eine wesentlich tolerantere Religion als das Christentum), nur der Zugang nach Palästina war für Pilger nur noch eingeschränkt möglich. Um die Sache noch schmackhafter zu machen, bot Kaiser Alexios I. Komnenos sogar die Vereinigung der römisch-katholischen und orthodoxen Ostkirche an! Das dieses Angbot nicht wirklich ernst gemeint war, liegt natürlich auf der Hand, da die Gegensätze beider Kirchen inzwischen zu groß waren (der letzte byzantinische Kaiser sagte später wenige Jahre vor der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen 1453, er wolle "lieber den Turban des Sultans als die Tiara des Papstes" in seiner Stadt sehen).
Aufruf zum Kreuzzug
Papst Gregor VII. wollte sich schon 1074 an die Spitze eines Kriegszugs zur Eroberung Jerusalems setzen, allerdings verhinderte der Investiturstreit mit dem deutschen König Heinrich IV. die Umsetzung dieses Vorhabens. Erst im Jahre 1095 auf der Synode von Clermont kam es unter Papst Urban II. zu dem berühmten Ausspruch "Deus lo vult!" und dem Aufruf zur "Befreiung der Heiligen Stätten"...und das Echo darauf war gelinde gesagt gewaltig!
Um das besser verstehen zu können, muß man sich die politische und gesellschaftliche Lage im Europa des ausgehenden 11. Jahrhunderts vergegenwärtigen. Der europäische Adel war zerstritten und bekämpfte sich in immer neuen Fehden gegenseitig. Die Macht des französischen Königs reichte tatsächlich nicht weiter als bis zu den Stadtmauern von Paris, in England schwelte immer noch unterschwellig der Konflikt zwischen Normannen (1066 eroberte Wilhelm der Eroberer bekanntlich England) und Angelsachsen und das Heilige Römische Reich wurde von den Kämpfen um die Vormachtstellung in der christlichen Welt zwischen dem Kaisertum und dem Papst erschüttert...der Investiturstreit war nur der Anfang). Spanien war zur Hälfte von den Mauren beherrscht und Italien war aufgeteilit zwischen dem Heiligen Römischen Reiches (Norden), dem Kirchenstaates (Mitte) und dem normannischen Königreich Sizilien (Süden). Ausgehend von der cluniazensischen Kirchenreform (benannt nach dem Kloster Cluny in Burgund) war das 11. Jahrhundert geprägt von einer großen religiösen Spiritualität. Bedingt durch die ständigen Kriege ihrer Herrscher und Lehnsherren, Mißernten und Naturkatastrophen herrschte vor allem im "einfachen" Volk der Wunsch nach einem "besseren Leben" vor...welches für die Meisten (gemäß der christlichen Lehre und den Umständen) wohl erst im Tode (sprich im "Himmel") möglich werden würde. Praktischerweise versprach der Papst jedem Kreuzzugteilnehmer die Vergebung aller Sünden (Ablass), ja, jeder, der im Kampf für das Kreuz stirbt, dessen Seele fährt sofort gen Himmel!
Neben vielen Bischöfen sorgten vor allem Wanderprediger wie Peter von Amiens ("Peter der Einsiedler") für eine glühende Verbreitung des Kreuzzugsgedankens im einfachen Volk. Angeblich würden sogar Engel und Heilige bei dem Kreuzzug mit ziehen...was kann dann noch schief gehen??? Und so wurde der 1. Kreuzzug tatsächlich zu einem Novum, da er hauptsächlich vom einfachen Volk und niederen Adligen getragen wurde, während spätere Kreuzzüge von Königen und Kaisern geführt wurden. Andererseits konnten die beiden mächtigsten Könige Europas, der französische König Philipp I. und sein deutscher "Kollege" auch nicht daran teilnehmen, da beide zu dieser Zeit mit dem Kirchenbann belegt waren!
Die "erste Welle"
Diese auch als "Volkskreuzzug" bezeichnete Masse an Menschen setzte sich unter der Führung von Wanderpredigern wie dem o.a. Peter von Amiens 1096 in Richtung Palästina in Bewegung. Dieses ziemlich unorganisierte "Heer" bestand hauptsächlich aus Bauern und ihren Familien sowie vereinzelten niederen Adligen und Rittern. Daneben schlossen sich auch zahlreiche Abenteurer, Verbrecher und ähnliches lichtscheues Gesindel dem Kreuzzug an...schließlich war dies eine willkommene Möglichkeit, der Obrigkeit zu entkommen und Beute zu machen. Kaum aufgebrochen, fand dieser Kreuzzug schon seine ersten Opfer...nicht im Heiligen Land, sondern in Ostfrankreich, dem Rheinland (Köln, Mainz, Worms) und in Ungarn. Angestachelt durch den "christlichen Glaubenseifer" kam es zu selbst für die damalige Zeit grausamen Progromen an der jüdischen Bevölkerung sowie zu Ausschreitungen und Plünderungen. Als der Kreuzzug in Konstantinopel ankam, sorgte Kaiser Alexios dafür, dass der undisziplinierte Haufen umgehend über den Bosporus gebracht wurde...nur weg von der Hauptstadt. In Kleinasien wurde der militärisch schwache Kreuzzug dann von den Truppen der Seldschuken größtenteils vernichtet, der klägliche Rest kehrte zurück nach Konstantinopel, um auf das "richtige" Kreuzfahrerheer zu warten.
Das "richtige" Kreuzfahrerheer
Unter hauptsächlich normannischer Führung brach im selben Jahr ein 50-60.000 Mann starkes "richtiges" Kreuzfahrerheer (ca. 7.000 Ritter und 22.000 Fußsoldaten) aus Flamen, Franzosen, Lothringern und Normannen bestand, in mehreren Zügen auf und vereinigte sich bei Konstantinopel. Von Anfang an gab es ein "Führungsproblem", da sich die Heerführer nicht auf einen gemeinsamen Anführer einigen konnten (was später auch zur "Aufsplitterung" führte. Der byzantinische Kaiser Alexios I. war von dem ankommenden Kreuzfahrerherr alles andere als angetan (kaum ist der eine "Sauhaufen" vorbei gezogen, kommt schon der nächste *lach*), befanden sich unter den Heerführern doch viele süditalienische Normannen, die shon Kriegszüge gegen Byzanz geführt haben. Anstelle einer Söldnerarmee (wie sie im Oströmischen Reich eher üblich war) stand nun eine Schar landhungriger Adliger, Abenteurer und Ähnlichem vor den Toren der Stadt. Wie schon beim "Volkskreuzzug" ließ der Kaiser das Kreuzfahrerheer schnell über den Bosporus setzen, nicht aber ohne sich vorher noch den "Lehnseid" der Anführer abgeben zu lassen (der besagte, dass sämtliches erobertes Gebiet der Lehnshoheit von Byzanz unterstehen sollte). Dass es den Kreuzzugsführern mit diesem Lehnseid nicht wirklich ernst war, sollte sich später zeigen.
Zug durch Kleinasien
In Kleinasien kam es dann prompt zu Kämpfen mit den Rum-Seldschuken, im Gegensatz zum "Volkskreuzzug" blieb das Kreuzfahrerheer jedoch siegreich und belagerte die seldschukische Hauptstadt Nicäa. Ein herbei geeilte Abordnung des byzantinischen Kaisers überredete die Einwohner der Stadt während der Belagerung jedoch zur Übergabe, was die Kreuzfahrer weniger toll fanden, da es hier nun keine Möglichkeit auf Plünderung und Beute gab. Wir entsinnen uns, dass es beim Kreuzugsgedanken um die Rückeroberung der "Heiligen Stätten der Christenheit ging...hier zeigt erstmals sich, das das Interesse der Anführer auch in andere Richtungen ging.
Noch einmal kam es zur Schlacht mit den Rum-Seldschuken (Schlacht von Doryläum), welche das Kreuzfahrerheer für sich entscheiden konnte. Damit war der Weg durch Kleinasien frei, gleichzeitig verließ einer der Anführer, Balduin von Bolougne, mit seinen Gefolgsleuten das Kreuzfahrerheer und errichete mit der Grafschaft Edessa den ersten der kurzlebigen Kreuzfahrerstaaten (unter Mißachtung des gegenüber dem byzantinischen Kaisers gegebenen Lehnseids).
Antiochia - die erste "harte" Nuss auf dem Weg nach Jerusalem
Neben Akkon auch als das "Tor zum Heiligen Land" bezeichnet. Die schwer befestigte Stadt (über 400 Türme, von denen Bogenschützen nahezu jeden Bereich in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer unter Beschuß nehmen können) war das erste wirklich ernst zu nehmende Hindernis für das Kreuzfahrerheer. Aufgrund seiner strategischen Bedeutung wurden die Wälle und Mauern im Laufe der Jahrhunderte mehrmals verstärkt, die byzantinische Stadtmauer zur Zeit des ersten Kreuzzugs stammte jedoch noch aus der Zeit von Kaiser Justinian (wurde mittlerweile jedoch verstärkt). Im Zuge der byzantinischen Niederlage bei Mazikert geriet die Stadt unter seldschukische Herrschaft (durch Verrat, daher blieben die Stadtmauern unversehrt), zudem grenzt die Stadt an ein Bergmassiv, was eine vollständige Belagerung nahezu unmöglich machte. Wieder war man sich im Lager der Kreuzfahrer uneins, wie die Strategie zur Erstürmung der Stadt aus sehen sollte. Die Verteidigungsanlangen verboten eigentlich einen sofortigen, direkten Sturmangriff (obwohl dieser- im Nach hinein betrachtet, den schnellsten Erfolg versprochen hatte - die türkische Garnison der Stadt hatte nämlich zu wenig Männer, um die Mauern bei einem Sturmangriff halten zu können!), daher entschied man sich dazu, die Stadt zu belagern.
Ein Wort zum Thema "Belagerung"
Im Prinzip ist eine Belagerung einer Stadt/Festung/Burg insofern sinnvoll, als dass man versucht, den Gegner auszuhungern (sprich, man wartet, bis den Verteidigern die Nahrungsmittel aus gehen). Bricht dann vielleicht noch eine Seuche während der Belagerung in einer belagerten Stadt aus (ggf. kann man nachhelfen, indem man Tierkadaver mittels Katapult oder den weiter reichenden Triboken in die Stadt schleudert), sind die Verteidiger irgend wann so geschwächt, dass die Erstürmung kein Problem mehr ist.
Generell ist die Belagerung wesentlich "mannschonender", da direkte Sturmangriffe in der Regel sehr verlustreich sind. Viele Städte und Festungen im "Morgenland" waren nach dem Vorbild der Theodosianischen Mauern, dem dreifachen Mauerring der Stadtbefestigung Konstantinopels, angelegt und bis zur Erfindung der Feuerwaffen (und dem massiven Einsatz von Kanonen) dementsprechend schwer zu überwinden. Konstantinopels Mauer hielten bis zur Eroberung 1453 durch die Osmanen jedem Angriff (abgesehen von dem der Kreuzfahrer beim 4. Kreuzzug...die griffen jedoch von der Seeseite her an!) stand...einer der Gründe, warum die Stadt schließlich fiel, war der massvie Einsatz von Kanonen und Bombarden auf Seiten der Osmanen, denen die Mauern aus der Zeit von Kaiser Theodosius auf Dauer nichts entgegen setzen konnten. Konkret bedeutet dies, dass man nicht nur einen Mauerring (wie bei den Städten Europas vor der Zeit der Kreuzzüge üblich) zur Verteidigung hat, sondern zwei oder (selten) drei Mauerringe, die nach innen immer höher werden und in regelmäßigen Abständen von Türmen flankiert werden. Hat der Angreifer den ersten Mauerring überschritten, kann er vom zweiten oder dritten (und den Türmen) prima unter Beschuß genommen werden. Hinzu kommt, dass die Wehrgänge nicht überdacht sind...der eindringende Angreifer findet so nach Überschreiten der Mauern keinerlei Deckung!
Aber nicht nur für die Verteidiger kann eine Belagerung zermürbend sein...auch für die Belagerer ergeben sich schnell Probleme (mehr als eine Belagerung wurde schon aufgegeben, weil den Belagerern selbst der Nachschub aus gegangen ist!). Erfahrungsgemäß steigt auch die Zahl der Deserteure, speziell, wenn eine Belagerung sich lange hin zieht. Und nicht zuletzt besteht immer die Gefahr, dass die belagernde Armee Ziel einer Entsatzarmee der Verteidiger wird. Und mangelnde Hygiene kann auch für die Belagerer ein Problem werden...während der Belagerung Nürnbergs durch kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg brach eine Seuche im Lager der Belagerer aus, die schätzungsweise 1/4 bis 1/3 der Belagerer hin raffte.
Kannibalismus
So erging es auch dem ersten Kreuzzugsheer; das Umland von Antiochia konnte die Armee nur ungenügend mit Lebensmitteln versorgen, so dass viele der Belagerer hungern mußten bzw. verhungerten. Außerdem war ein Entsatzheer der Emire von Mossul, Aleppo und Damaskus unterwegs, um die Stadt zu entsetzen. Keine Frage, es mußte schnell gehandelt werden -konnte die Stadt nicht vor dem Eintreffen des Entsatzheeres ein genommen werden, war die Sache verloren! Hierbei kam es auch zu Fällen von Kannibalismus, insbesondere bei der Eroberung der Stadt Maarat an-Numan in der Nähe Antiochias. Raoul von Caen und andere Zeitzeugen berichten übereinstimmend hier:
"In Maara kochten unsere Leute die erwachsenen Heiden in Kesseln, zogen die Kinder auf Spieße und aßen sie geröstet."
Dies sorgte für einen regelrechten Aufschrei in der arabischen Welt...und bis heute sind in arabischen Volksliedern von "Menschenfressern" die Rede, wenn die "Franken" (so nannte man die abendländischen Kreuzfahrer) gemeint sind. Der Grundstein für die Ressentiments speziell in der arabischen Welt gegenüber dem Westen wurde hier gelegt...und im Laufe der Kreuzzüge kamen noch viele weitere "Steine" dazu! Obwohl die Kreuzzüge schon einige Jahrhunderte her sind, haben sich die traumatischen Geschehnisse um die abendländischen Invasoren tief in die arabische Seele "gefressen"...und dies wird heute noch gerne von den Extremisten propagandistisch aus genutzt.
Wenn man sich etwas intensiver mit Geschichte beschäftigt, stellt man (mehr oder minder erstaunt!) fest, dass sich Geschichte wiederholt (so ähnlich wie das TV-Programm, nur anders). So auch im Falle der Belagerung von Antiochia: die Stadt fiel durch Verrat an die Seldschuken...und durch einen ähnlichen Verrat (durch einen Armenier) fiel die Stadt an die Kreuzfahrer! Gerade im letzten Moment, bevor das Entsatzheer der Seldschuken eintraf. Die Kreuzfahrer richteten (zusammen mit den in der Stadt verbliebenen Christen) ein Blutbad unter den Seldschuken (und der muslimischen Bevölkerung) an...ein Vorgeschmack dessen, was später in Jerusalem passierten sollte.
Die Eroberung Jerusalems
Am 13. Januar 1099 brach er mit dem verbliebenen Kreuzfahrerheer, das schätzungsweise noch 14.000 kampffähige Männer umfasste, darunter rund 1.500 Ritter, in Richtung Jerusalem auf. Neuer Anführer wurde Raimund von Toulouse, nachdem Bohemund von Tarent sich unter Missachtung des dem byzantinischen Kaiser geleisteten Lehnseides zum Fürsten von Antiochia ernannte und so den zweiten der sog. "Kreuzfahrerstaaten" gründete. Anfang Juni 1099 erreichten sie Jerusalem, das sich seit 1098 unter der Herrschaft der ägyptischen Fatimiden befand. Das Kreuzfahrerheer wurde mit unerwarteten Schwierigkeiten konfrontiert: Nahrungs- und vor allem Wassermangel, die große Hitze und auftretende Seuchen demoralisierten die Angreifer. Hinzu kamen regelmäßige Ausfälle der Verteidiger, die obendrein sämtliche katholische Christen aus Jerusalem vertrieben, die nun mit den Belagerern in der lebensfeindlichen Landschaft vor den Mauern der Stadt ausharren mussten. Die Verteidiger hatten alle Brunnen vor der Stadt zuschütten und sämtliche Bäume fällen lassen, damit die Christen kein Belagerungsgerät bauen konnten. Aus einer entfernten Quelle herangeschafftes Wasser wies eine schlechte Qualität auf. Viele Kreuzfahrer erlagen den Strapazen oder verließen das Lager, um auf eigene Faust in die Heimat zurückzukehren.
Die Stadtmauern konnten ohne Belagerungsmaschine nicht überwunden werden, so dass ein Angriff zunächst sinnlos erschien. Dennoch entschieden sich die Anführer des Kreuzfahrerheers, die Stadt bereits am 13. Juni 1099 anzugreifen. Der Angriff ohne Hilfsmittel scheiterte trotz unermüdlichen Anrennens und der vorübergehenden Eroberung der nördlichen Befestigungsanlagen.
Nach einiger Suche konnte schließlich Bauholz aus dem entfernten Samaria beschafft werden und das Kreuzfahrerheer begann mit dem Bau von Belagerungstürmen, Rammen und Katapulten. Mit Hilfe dieser Belagerungsmaschinen nahmen die Kreuzfahrer die Stadt nach einem fünfwöchigen, verlustreichen Kampf am 15. Juli 1099 ein. Christliche und muslimische Chronisten berichten, dass die Kreuzfahrer nach der Erstürmung der Stadt ein grausames Gemetzel unter den Moslems und den Juden anrichteten und auch noch in der Stadt verbliebene Christen (koptische wie syrische) niedermachten. Zeitgenössische Chronisten sprachen davon, dass die Kreuzfahrer "knöcheltief im Blut" wateten.
Das Fazit:
Der erste Kreuzzug führte zur Errichtung mehrerer Kreuzfahrerstaaten, die sich gegenseitig durch Streitigkeiten schwächten, während sich die zuvor uneinigen Moslems zusammenschlossen. Da die Kreuzfahrer mehrere Küstenstädte des östlichen Mittelmeeres eroberten, erlebte der Orienthandel einen gewaltigen Aufschwung, von dem vor allem italienische Hafenstädte wie Genua und Venedig profitierten. Der Kontakt mit der byzantinischen und der arabischen Welt führte zu einer kulturellen Weiterentwicklung des Abendlandes. Politisch und militärisch waren die Kreuzfahrerstaaten jedoch schwach und auf einen stetigen Nachschub an Männern aus Europa angewiesen, um sich halten zu können. Der zweite Kreuzzug war daher nichts anderes als ein Entlastungsfeldzug, um den stetig anwachsenden Druck der Araber auf die fragilen Kreuzfahrerstaaten zu nehmen.
Der wiederholte Vertrauensbruch der Anführer des ersten Kreuzzuges gegenüber dem byzantinischen Kaiser legte den Grundstein für weitere Konflikte, zudem sollte der grausame Charakter des Kreuzzuges die weiteren Auseinandersetzungen mit der islamischen Welt prägen. Allerdings verschaffte der . Kreuzzug dem letzten Überrest des "Imperium Romanum" zunächst eine Verschnaufpause im Kampf gegen die Seldschuken, die sich nun auf andere Gegner konzentrierten.
Insbesondere die Vorfälle bei der Eroberung der Stadt Ma’arrat al-Numan (nahe Antiochia) „haben auch mit einem Abstand von fast tausend Jahren, ein nachhaltiges Trauma im kollektiven Gedächtnis der muslimischen Welt hinterlassen. Die Fassungslosigkeit und das Entsetzen einer hochzivilisierten Gesellschaft angesichts der ‚barbarischen Invasoren‘ aus dem Abendland, die auch vor kannibalistischen Exzessen nicht zurückschreckten, spiegelt sich in nahezu allen arabischen Chroniken und Berichten aus der Zeit zwischen 1096 und 1291 wider.
Dies ist einer der Gründe dafür, dass von Seiten radikaler Moslems noch heute der Kampf gegen die „Kreuzritter“ propagiert werden kann...und ein Beispiel dafür, wie tief der Schock, den die arabischen Welt damals durch die Kreuzfahrer bekam, auch heute nach hunderten von Jahren noch sitzt.
Coming soon:
Der Zweite Kreuzzug: zwei abendländische Könige auf dem Weg nach Jerusalem
Zuletzt von Korgan am Di Mai 04, 2010 5:25 pm bearbeitet; insgesamt 6-mal bearbeitet
Korgan Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" So März 21, 2010 1:50 am
Sobald ich mit dem 1. Kreuzzug fertig bin, äußere ich mich auch zu dem Thema!
@Gaudi: in meinem derzeitigen "Medieval II Total War" Spiel (Heiliges Römisches Reich) will mich der dämliche Papst auf einen Kreuzzug schicken, "um eine Glaubensbekundung abzulegen", ansonsten werde ich exkommuniziert (eine sehr böse Drohung)! Was glaubt der Depp in Rom eigentlich, wen er da vor sich hat?
Nur weil ich mich bisher an keinem Kreuzzug beteiligt habe (ich verheize doch nicht sinnlos meine Truppen, nur um Jerusalem ein paar Runden später an den Mongolensturm zu verlieren???) und dafür einige christlichen Königreiche annektiert habe...der soll bloß aufpassen, sonst stehen mal geschwind ein paar Reichstruppen vor Rom und der Kirchenstaat ist Geschichte...
Gaudi
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Thema: Re: "Deus lo vult!" Mo März 22, 2010 9:46 am
Ich sehs schon kommen: In ein paar Runden pilgert der Papst nach Canossa, um sich dir zu unterwerfen
Korgan Admin
Anzahl der Beiträge : 62 Anmeldedatum : 12.11.09 Alter : 53
Thema: Re: "Deus lo vult!" Do März 25, 2010 11:25 am
Gaudi schrieb:
Ich sehs schon kommen: In ein paar Runden pilgert der Papst nach Canossa, um sich dir zu unterwerfen
FAST! Rom erobert, Papst im Kampf gefallen (warum rennt der auch genau ins Schußfeld meiner Bombarde?), Große Kampagne erfolgreich beendet, HRR ist DIE dominierende Macht in Europa. Ok, jetzt bin ich exkommuniziert...DUMMERWEISE gibt's momentan keinen Papst...und ohne päpstliche Erlaubnis kein Kreuzzug gegen exkommunizierte katholische Seiten!
Auf der anderen Seite, WER will mich denn auch angreifen???
Europa und der Nahe Osten im Jahre 1520 AD:
Schottland: ausradiert! England: ausradiert! Frankreich: gibt's nimmer! Venedig: hat nur noch Kreta, sonst nix! Dänemark: hat keine Flotte und keine Hauptstadt mehr! Mailand: wurde als Zweites von mir eliminiert! Ungarn: hat mit den Mongolen genug zu tun, nachdem ich den Hauptteil der ungarischen Armee vernichtet habe! Polen: alle wichtigen Städte sind Teil des Reiches, den Rest können von mir aus die Russen holen Russland: ist durch einen 100-jährigen Krieg gegen Polen nicht in der Lage, mir gefährlich zu werden! Sizilien: mein Verbündeter! Spanien: mein Verbündeter! Portugal: keine nennenswerte Armee Mauren: Vasall von Spanien Türken: eliminiert durch Mongolen Byzantiner: haben nur noch Zypern Ägypten: eliminiert durch Mongolen Mongolen: Zweifrontenkrieg gegen Ungarn und die Timuriden Kirchenstaat: ausradiert!
Als Nächstes versuche ich mich mal an Schottland (tolle Infanterieeinheiten, aber beschissene Kavallerie -die Schotten kämpfen halt lieber zu Fuß! ) oder an Spanien (nette Mischung aus guten Land- und Seeeinheiten).
Hmm, wenn ich das hier so lese, KANN es vielleicht sein dass ich unter einer "leichten" Grossmachtsucht leide???
Andererseits, so konnte ich mich am Besten auf meinen heutigen Zahnarztbesuch vorbereiten bzw. ablenken!
Creeper Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" Do März 25, 2010 9:01 pm
Korgan schrieb:
Als Nächstes versuche ich mich mal an Schottland (tolle Infanterieeinheiten, aber beschissene Kavallerie -die Schotten kämpfen halt lieber zu Fuß! )
Na ja, ist schon klar, mit Ponies kann man kaum eine schlagkräftige Kavallerie aufstellen, nech? Aber immerhin kommt aus dem nassen Norden auch das zweitgrößte Pferd der Welt, ist ja auch schon mal was.
*sinnloses Wissen kundgetan hab*
Korgan schrieb:
Andererseits, so konnte ich mich am Besten auf meinen heutigen Zahnarztbesuch vorbereiten bzw. ablenken!
Hähä, habe ich gestern schon hinter mich gebracht. In fünf Minuten war ich fertig, davon habe ich die meiste Zeit mit Warten verbracht.
Korgan Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" Do März 25, 2010 9:19 pm
Creeper schrieb:
Na ja, ist schon klar, mit Ponies kann man kaum eine schlagkräftige Kavallerie aufstellen, nech?
Stimmt, obwohl ich sagen muß, die Schwere Infanterie (Adels-Highlander) sowie die Pikeniere hauen schon einiges raus. Fehlen von Kavallerie wird nur dann schmerzhaft bewußt, wenn man schnelle Angriffe in die gegnerischen Flanken, den flüchtenden Gegner verfolgen oder Bedrohungen wie Artillerie und Bogenschützen schnell aus schalten muß.
Creeper schrieb:
Aber immerhin kommt aus dem nassen Norden auch das zweitgrößte Pferd der Welt, ist ja auch schon mal was.
Ehrlich? Das wußte ich bis jetzt nicht!
Creeper schrieb:
*sinnloses Wissen kundgetan hab*
Wer weiß, für was man das nochmal brauchen kann...
Creeper schrieb:
Hähä, habe ich gestern schon hinter mich gebracht. In fünf Minuten war ich fertig, davon habe ich die meiste Zeit mit Warten verbracht.
Bei mir waren's heute knapp 25 Minuten (15 Min. warten, 10 Minuten drin, davon 7 Minuten Zahnstein weg machen und 3 Minuten "Durchsicht"). Hatte ich schon erwähnt, wie SEHR ich Zahnarzttermine HASSE???
Ja, ich weiß...die Welt erobern (zumindest auf dem PC) und Angst vor'm Zahnklemptner passt nicht so ganz...
Creeper Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" So Apr 04, 2010 1:35 pm
Korgan schrieb:
Creeper schrieb:
Aber immerhin kommt aus dem nassen Norden auch das zweitgrößte Pferd der Welt, ist ja auch schon mal was.
Okay, ist irgendwie klar, wenn man Clydesdales und Shire Horses munter durcheinander mixt... Letzten Endes nehmen sich die beiden wohl nicht allzu viel.
Korgan Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" Sa Apr 10, 2010 7:27 pm
Hui, das sind in der Tat formidable Arbeits- und Kavalleriepferde!
Diese doch nicht ganz unwichtige Tatsache scheint den Spieledesignern von "Medieval II" wohl entgangen zu sein!
Trotzdem sind die Infanterieeinheiten der Schotten in dem Spiel ziemlich cool!
Korgan Admin
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Thema: Re: "Deus lo vult!" Sa Apr 17, 2010 2:18 pm
Zum Thema "kulturelle Überlegenheit" des Morgenlandes vor 1.000 Jahren kommt am Sonntag eine interessante Dokumentation im ZDF:
19:30 Uhr Terra X: Imperium: Das Weltreich der Kalifen